Kaum ein Spiel löste in der Geschichte der Glückspiele so viel Faszination aus wie Poker – von der Entstehung auf den Raddampfern des Mississippi über Gentlemen-Runden, zu denen auch US-Präsidenten gehörten, bis hin zu Kinoblockbustern und modernen Online-Casinos. Immer mehr wird jedoch angezweifelt, ob Pokern überhaupt in die Sparte Gambling gehören sollte – bedarf es dabei doch weitaus mehr als eine gute Hand und eine Portion Glück.
Pokern hatte über das vergangene Jahrhundert hinweg einen reichlich zwiespältigen Ruf. Lange als Ganoven- und Schummlerspiel verpönt, wurde es zum Stoff in Western, Mafiafilmen und Thrillern. Begriffe wie das „Ass im Ärmel“ und das „Poker-Face“ fanden ihren Weg in den sprichwörtlichen Gebrauch. Gleichzeitig ist das Spiel seit langem auch Teil illustrer Gentlemen-Runden.
George W. Bush vertrieb sich damit als Student die Zeit, Richard Nixon finanzierte sogar seinen Wahlkampf unter anderem mit Pokergewinnen, Harry Truman liebte neben seinem Job seine Pokerrunden, und auch Barack Obama pflegt diese Spieleleidenschaft regelmäßig mit engen Vertrauten.
Die World Series of Poker, das größte Pokerturnier der Welt, besitzt mittlerweile ähnlichen Ruf wie große Schachturniere und brachte viele Profis hervor – weshalb mittlerweile mehr vom Sport als Glückspiel die Rede ist, zumal es im Grunde mit Fortuna nicht vorrangig zu tun hat.
Seit Jahren haben sich Forscher an Universitäten dem Thema angenommen und untersuchen, inwieweit Strategie, Geschicklichkeit und psychologische Fähigkeiten eine Rolle spielen, und die Ergebnisse sind erstaunlich. Ein Team an der Universität Heidelberg untersuchte beispielsweise die Daten aus mehr als vier Millionen Partien Schach, Skat und Poker. Und während bei Skat und Poker wirklich mehr vom Zufall abhängt als bei Schach, wurde dabei doch eindeutig, dass Geschicklichkeit eine erhebliche Rolle spielt. Macro Lambrecht, Mit-Autor der Studie dazu gegenüber dem MDR: „Nach ungefähr 100 Partien würde ein Pokerspieler, der um eine Standardabweichung besser ist als sein Gegenspieler, mit 75-prozentiger Wahrscheinlichkeit mehr Partien gewonnen haben als sein Gegenspieler.“
Damit ist Poker neben Blackjack das einzige Casinospiel, bei dem der Spieler mit Können etwas gewinnen kann.
Im Grunde ist damit eindeutig, dass das Poker und Blackjack zu gewissem Maße von Geschicklichkeit abhängt und damit somit kalkulierbar ist. Wer der Theorie auf den Grund gehen will, kann beispielsweise ein modernes Browser-Tool verwenden, das Poker Wahrscheinlichkeiten berechnen kann. Dies kann sowohl während eines Spiels online hilfreich sein, aber auch nach einer gewonnenen oder verlorenen Partie Aufschluss geben, ob der Ausgang absehbar war – was wiederum Spielen in der Zukunft zugutekommen kann. In geselliger Runde mag es Spaß machen, mit Bekannten die Wahrscheinlichkeiten der verschiedenen Hände zu analysieren.
Zweifelsohne wäre ein solches Hilfsmittel auch für viele Ganoven im echten Leben wie auch im Film hilfreich gewesen. Stoff für spannende Handlung und Gaunereien gibt das Spiel seit langem her, weshalb es aus der Welt des Kinos und TV absolut nicht wegzudenken ist. Casinos und Gambling an sich sind bekanntlich ein elementarer Teil der James Bond- wie auch der Ocean’s Reihe um Filmheld Daniel Ocean gespielt von George Clooney und seinem Team gewitzter Betrüger. Poker selbst wurde ebenfalls zum Thema verschiedener Krimis und Thriller, die mittlerweile in die Filmgeschichte eingingen.
Bereits 1966 kam die Western-Komödie „A Big Hand for A Little Lady“ (deutscher Titel: Höchster Einsatz in Loredo“) heraus, mit Henry Fonda und Joanne Woodward in den Hauptrollen, bei dem eine Frau nach dem Tod ihres glückspielenden Mannes eine Pokerrunde aufmischt.
Das Drama Rounders kam 1999 in die deutschen Kinos, mit hervorragender Besetzung – John Malkovich war darin ebenso zu sehen wie Matt Damon und Edward Norton in den Hauptrollen. Ein geläuterter Poker-Spieler wird darin von seiner Vergangenheit eingeholt, als er einem aus dem Gefängnis entlassenen Freund dabei helfen muss seine Schulden loszuwerden.
2006 wurde Poker zum zentralen Thema im Bond-Streifen Casino Royale, wobei die von Daniel Craig gespielten Pokerrunden in erster Linie glamourös anmuten als wirklich realistisch sind, gespielt wie üblich in einem Luxus-Casino. James Bond hat dabei natürlich Augen auf ein Bond-Girl geworfen, während er gleichzeitig schlau berechnet, wie es um die Gewinnchancen seines Feindes Le Chiffre bestellt ist.
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Grinders mit Matt Gallagher aus dem Jahr 2001 zeigt einen verzweifelten Familienvater, der sich in den illegalen Poker-Clubs Torontos wiederfindet und alles daran setzen muss, den Unterhalt für seine Familie zu verdienen, dabei jedoch weitaus mehr Risiken eingeht, als er erwartet hatte.
Eine der bis heute bekanntesten Poker-Filme ist Molly’s Game – die Verfilmung einer wahren Geschichte, die 2017 mit Jessica Chastain, Idris Elba und Kevin Costner die Kinos eroberte und sogar für einen Oscar in der Kategorie bestes Drehbuch nominiert wurde. Der Film basiert auf den Memoiren von Molly Boom, einer ehemaligen Profi-Skifahrerin und Veranstalterin geheimer Poker-Turniere. Als selbständige Geschäftsführerin mit hochkarätigen Kunden gerät sie ins Kreuzfeuer des FBI.
Auch im TV wird Poker immer wieder zum Thema, beispielsweise in Reality-TV Serien wie Celebrity Poker Showdown, mit berühmten Poker-Fans wie Ben Affleck und Willie Garson, oder „King Of Vegas“, wo dem Gewinner Preisgelder von einer Million Dollar locken. Ben Affleck, der 2013 im Poker-Thriller „Runner Runner“ spielte, ist dafür bekannt das Spiel zu lieben und bereits auch beachtliche Gewinne heimgetragen zu haben, ähnlich wie seine Poker-affinen Kollegen Tobey Maguire und Matt Damon. 2020 organisierte Affleck ein Poker-Turnier zum guten Zweck – sämtliche Einnahmen sollten der Organisation Feeding America zugutekommen. Zum Turnier lud er unter anderem bekannte Größen wie Adam Levine und Jason Bateman ein, und bewies damit, dass man mit dem Spiel tatsächlich auch Gutes bewirken kann.
Die Diskussion, ob es sich bei Poker wirklich um ein Glückspiel oder vielmehr um ein Geschicklichkeitsspiel handelt, bei dem man zudem gute Beobachtungsgabe und psychologische Fähigkeiten besitzen sollte, um die Gegner zu durchschauen oder erfolgreich zu bluffen, ist noch lange nicht beendet. Von seiner Faszination wird das Spiel deshalb auch in Zukunft nichts einbüßen.